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Sonntag, 13. Januar 2013

Bored to Death - Shenzhen


Was bleibt, sind die verschwommenen Kondenzstreifen, die sich in Richtung Hongkong verlieren.
Auf meinem Schoß ruhen warme Frühlingsrollen, die ich mir mechanisch in den Mund stopfe. Das  organische Etwas, was aus ihnen hinausquillt, versuche ich zu ignorieren. Stattdessen konzentriere ich mich auf die Muster im Himmel über Shenzhen.

Scarlett Johansson sitzt in irgendeinem amerikanischen Flughafen und während sie unentwegt irgendetwas in sich hineinschaufelt, vergisst sie sich und die Zeit über "The Heart is a Lonely Hunter". Schließlich ist das Buch beendet und ihr Flugzeug ohne sie abgeflogen. Und sie wird dieses Buch nie vergessen.
Ich bin nicht Scarlett und "The Heart is a Lonely Hunter" kann mich gerade nicht retten. Mir bleibt bloß, meinen Kondenzstreifen nachzutrauern und artig auf den Flug zu warten.

Neben mir klappern die Stricknadeln und zaubern irgendetwas Rosaleuchtendes mit Zopfmuster. Für das Kind, was mir gegenüber laut aufheult, wird es wohl nicht sein. Drei Klappse auf den Hintern und aus dem  Geheule wird Geschrei. Dann folgt ein kräftiger Schlag vom Vater auf den Hintern des kleinen Jungen, der nun glücklicherweise von seiner Mutter in ihre schützenden Arme geschlossen wird. Alle anderen Wartenden starren mit stumpfen Blicken auf ihre Smartphones. Mein Nachbar bohrt dabei ungeniert in seiner Nase und versucht mit aller Fingerfertigkeit, den Dreck, den diese Stadt in seinen Besuchern ablagert, aus seinen Nasenlöchern zu entfernen.

Ich habe in Shenzhen nichts anderes gesehen außer gestapelte Frachtkontainer und monotone Hochhäuser, die im Smog der Stadt verschwimmen. Mehr will ich auch nicht sehen.