Mein Freund hat einen kleinen Laden in der Changle Lu. Von seiner Außentreppe, die in den ersten Stock des hübschen Reihenhäuschen führt, kann ich die vorbeispatzierenden Passanten beobachten,die neugierig durch die Gitterstäbe des Zaunes spähen. Was sich hier befindet? Junge Leute - eher die mit Überlegung gekleideten - treten ein, andere gehen achtlos weiter. Im Vorgarten stehen Kleiderstange neben Fahrrad, Schaukelpferd neben Skluptur. Eine Gitarre ist in aufeinandergestapelten Holzboxen vergessen worden. Leere und weniger leere Flaschen sind neben mir auf den Treppenstufen aufgereiht und verbreiten süßlichen Alkoholdunst.
Im Laden dagegen ist alles fein säuberlich angeordnet. Ich öffne die Tür nur einen kleinen Spalt und bitte um Ruhe. Die Kleidung ist reinlich und duftet. Die Musikplatten und Magazine sind penibel gestapelt und exakt parallel zu den Regalkanten ausgerichtet. Eine Lavendelwolke hüllt mich ein und reinigt mich von Dreck und Abgasen der Shanghaier Strasse.
Und ich glaube, es weht kein Wind mehr. Die Motorroller, die sonst unablässig über die Strasse zischen, die Autos, die donnernd vorbeiziehen, sind ganz stehen geblieben. Es sind genau diese kleinen ruhigen Pausen zwischen Allem und Nichts, in denen sich mein Kopf für einen Moment vom Genick lösen kann und es keine Rolle spielt, ob ich in Shanghai oder Berlin bin.
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